Der Tag, an dem Sie Ihren Welpen bekommen haben, war für Sie ein Freudentag.
Wahrscheinlich hatten Sie sich schon länger mit dem Gedanken an einen Hund beschäftigt und auch mehr oder weniger intensiv darauf vorbereitet.
Da übersieht man leicht, dass der Welpe das ganz anders empfinden muss. Er wird an diesem Tag aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen. Für ihn ist es ein Tag der Entwurzelung, ein Tag des Abschieds von allem Bekannten, der Verlust von Mutter und Geschwistern und der Verlust der bisher bekannten Menschen. Für einen Welpen ist dieser Tag das Ende der bekannten Welt und der Anfang eines neuen Lebens, in dem es viel zu lernen gibt.
Für einen Welpen ist dieser Tag das Ende der bekannten Welt – und der Anfang eines neuen Lebens, in dem es viel zu lernen gibt.
Was müssen Welpen überhaupt alles lernen?
Zum Glück sind gerade Welpen bestens darauf eingerichtet, in kurzer Zeit sehr viel zu lernen. Ein Welpe lernt sozusagen jeden wachen Augenblick. Damit er aber auch das Richtige lernt, muss man als Hundebesitzer nun rechtzeitig dafür sorgen, dass der kleine Hund auch die richtigen Erfahrungen macht.
Das Leben in der heutigen Gesellschaft stellt hohe Anforderungen an einen Hund.
Er muss:
• mit „seiner“ Familie zusammenleben können. Diese kann aus einem Erwachsenen bestehen oder aber einer Familie mit Kindern. Auch können andere Hunde und / oder andere Tiere dazu gehören.
• mit allen möglichen anderen Menschen zurechtkommen. Sie können bekannt oder auch völlig unbekannt sein, und sich völlig unterschiedlich verhalten. Insbesondere ein Hund, der in der Großstadt lebt, begegnet tagtäglich den verschiedensten Menschen.
• mit anderen Hunden auskommen. Hunde müssen den richtigen Umgang mit Artgenossen lernen und üben, insbesondere, wenn diese ganz anders aussehen als Mutter und Geschwister.
• angemessen mit anderen Tieren umgehen. Enten und Schwäne, Katzen und Kaninchen, aber auch mit Wild oder landwirtschaftliche Nutztiere wie Schafe, Pferde und Rinder dürfen z.B. nicht einfach gejagt werden.
• sich an die gesamte Umwelt gewöhnen. Er darf keine Angst haben vor Autos und dem Autofahren, vor Treppen und Rolltreppen, vor Aufzügen, Straßenbahnen oder auch Gewittern und vielem mehr.
• Aufforderungen seiner Menschen verstehen und befolgen, z.B. „Sitz“, „Platz“ und „Komm“ und ordentlich an der Leine gehen können.
Zusätzlich gibt es natürlich noch Spezialausbildungen, z.B. zum Rettungshund, zum Blindenführhund, zum Behindertenbegleithund oder zum Diensthund, um nur ein paar zu nennen.
Vieles, was wir von Hunden erwarten, ist außerdem eigentlich überhaupt nicht artgemäß: Hunde sollen z.B. ruhig über längere Zeit allein zu Hause bleiben, stubenrein sein, nichts anknabbern, was uns wert und teuer ist, und möglichst kaum bellen. Das ist ein Riesenprogramm. Da kann man leicht verstehen, dass Hunde zum Lernen viel Unterstützung durch „ihre“ Menschen brauchen.
Bei diesem Riesenprogramm kann man leicht verstehen, dass Hunde zum Lernen möglichst viel Unterstützung durch „ihre“ Menschen gut gebrauchen können.
Wie lernen Welpen am besten?
Hunde benutzen zur Verständigung mit Artgenossen alle Sinne und beachten insbesondere Körpersprache
und Gesichtsausdruck genau. Welpen sind also hervorragend darauf eingerichtet, auch uns zu beobachten und sich an unserer Körpersprache zu orientieren. Deshalb ist der direkteste Weg, Information an einen Welpen weiterzugeben, die Körpersprache. Zeigen Sie ihm also, was Sie wollen.
Auf der anderen Seite besitzen Hunde, im Gegensatz zum Menschen, jedoch kein Sprachzentrum. Ihnen fehlt daher das Verständnis für Sprache, und sie können natürlich auch nie - mals sprechen lernen. Was wir mit einzelnen bestimmten Worten meinen, kann ein Hund daher am leichtesten lernen, wenn man kurze, eindeutige Worte verwendet
– keine Sätze – und immer genau dasselbe Wort für dieselbe Handlung benutzt.
Da das Pensum so groß ist, fängt man am besten möglichst früh damit an. Allerdings sollte man den Kleinen nicht überfordern. Welpen können sich noch nicht lange konzentrieren. Mehrmals täglich fünf Minuten gezielt üben ist deshalb besser als einmal eine halbe Stunde. Ganz wichtig: Es soll allen Beteiligten Spaß machen. Ein Hobby macht Spaß – Hochleistungssport ist Arbeit!
Das Leben in der Familie
Ein zufriedenstellendes Zusammenleben in der Familie beruht darauf, dass für einen Hund die folgenden Grundsätze und Verhaltensweisen an erster Stelle stehen:
• Mein Mensch ist für mein Leben und damit für mich das Wichtigste.
• Deshalb achte ich genau auf meine Menschen, auch draußen, wo es viele interessante Dinge gibt.
• Ich wehre mich nicht gegen Körperpflegemaßnahmen und lasse mich gern überall anfassen.
• Ich verletze meine Menschen nicht.
Das alles ist nicht automatisch vorhanden sondern entwickelt sich aus den Erfahrungen, die der Welpe und seine Menschen täglich miteinander machen. Die Entwicklung dieser Grundlagen für das Zusammenleben kann ab dem ersten Tag durch Üben und Lernen gezielt gesteuert werden. Sie sollte nicht dem Zufall überlassen werden.
Die Sache mit der „Rangordnung“
Die sogenannte „Rangordnung“ gilt seit langem als der wichtigste Faktor im Zusammenleben von Wölfen, von Hunden und auch von Menschen und Hunden. Dabei geht man davon aus, dass das geordnete Zusammenleben in der Gruppe darauf beruht, dass stärkere Tiere ihre eigenen Ansprüche besser durchsetzen können. So erwerben sie durch körperlichen Einsatz Rechte und einen höheren Rang. Autorität und schließlich Führungspositionen wären damit also das Ergebnis körperlicher Überlegenheit. Indem sich also die stärkeren Tiere körperlich durchsetzen, sorgen sie für eine „funktionierende“ Rangordnung.
Das hat dazu geführt, dass man Hundehaltern, deren Hunde nicht so funktioniert haben wie sie sollten, empfohlen hat, ihrem Hund deutlich „zu zeigen, wer der Herr ist“. Dazu wurde und wird auch immer noch der Einsatz körperlicher Gewalt empfohlen wie z.B. die sogenannte „Alpharolle“ bei der der Hundehalter seinen Hund mit Gewalt auf den Rücken wirft. So soll der Hundehalter seine eigene körperliche Stärke und damit seine Überlegenheit beweisen und damit den Respekt und die Unterordnung des Hundes erlangen.
Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse, u.a. durch Beobachtungen an freilebenden Wölfen (David Mech) zeigen jedoch, dass die Einordnung in eine soziale Gruppe nicht darauf beruht, dass körperlich stärkere Tiere die anderen dazu zwingen, sich unterzuordnen. Vielmehr wird immer klarer, dass ein erfolgreiches soziales Zusammenleben auf dem frühzeitigen Erlernen bestimmter Regeln
beruht. Diese Regeln dienen dazu, den Umgang miteinander für alle Be teiligten zu vereinfachen, ähnlich wie z.B. eine Hausordnung oder Spielregeln. Klare Regeln ermöglichen ein entspanntes Miteinander, weil jeder in der Gruppe weiß, woran er ist. Vor aussetzung dafür ist, dass alle Mitglieder der Gruppe diese Regeln kennen und sich auch daran halten. Die Fähigkeit, die Regeln für den Umgang miteinander zu lernen, ist Wölfen und Hunden angeboren. Ab der dritten Lebenswoche, sobald die Welpen damit beginnen, die Umwelt zu erkunden, lernen sie auch die Regeln für den richtigen Umgang miteinander
Für freilebende Wolfswelpen ist das leichter als für Hundewelpen, da sie von ihren Artgenossen lernen. Die Grundlagen für die Verständigung mit Artgenossen sind angeboren und daher klappt die Kommunikation von Anfang an. Kleine Wölfe lernen schnell, wer im Rudel wichtig ist, auf wen man achten muss und wie man sich verhalten muss, wenn ernsthafte Auseinandersetzungen drohen.
Bei Mensch und Hund sind die Grundlagen für die gegenseitige Verständigung nicht angeboren. Nicht selten kommt es zu Missverständnissen. Nicht ohne Grund ereignen sich mehr Unfälle mit Bissverletzungen innerhalb der Familie und mit bekannten Personen als mit Fremden. Jeder Welpe und seine neuen Menschen müssen erst lernen, sich gegenseitig zu verstehen.
Das ist den meisten Menschen nicht wirklich bewusst. Aber zum Glück haben Hunde aufgrund ihrer langen Geschichte als Haustiere eine wichtige Fähigkeit erworben: sie achten genau auf Menschen. Jeder einzelne Welpe ist daher zunächst grundsätzlich gern bereit, sein neues Herrchen oder Frauchen genau im Auge zu behalten und alles Mögliche zu lernen. Das bleibt aber nicht automatisch so. Es sollte, je nach Hund und Rasse unterschiedlich intensiv, gefördert und gepflegt werden.
Regeln für das Zusammenleben
Wie wichtig sein Mensch für ihn ist kann man einem Hund auf freundliche aber unzweideutige Art leicht klar machen. Dazu macht man ihm von Anfang an ganz gezielt Folgendes deutlich:
1. Der Mensch hat alles Lebensnotwendige (Futter, Wasser, Spielzeug, soziale Zuwendung)
2. Der Hund bekommt diese Dinge nur, wenn er sich angemessen verhält.
Das ist nicht grausam. Ein Welpe wird auch von seiner Mutter nur dann versorgt, wenn er sich angemessen verhält und seiner Mutter gegenüber die richtigen Verhaltensweisen zeigt. Weil beiden die richtigen Verhaltensweisen weitgehend angeboren sind und nur geübt werden müssen, geht das wie von selbst. Für Mensch und Hund gilt das, wie schon gesagt, leider nicht. Es kommt häufig zu Missverständnissen. Beide, Hund und Halter, müssen viel lernen.
Die folgenden Übungen dienen dazu, die Spielregeln freundlich und klar zu vermitteln.
1.Bindung
Eine gute Bindung bildet die Grundlage für das Zusammenleben. Man kann aktiv eine gute Bindung herstellen, indem man ganz gezielt das Futter einsetzt. Es heißt nicht umsonst „Liebe geht durch den Magen“. Füttern Sie also Ihren Hund häufig aus der Hand, zunächst vor allem in der Wohnung, aber dann zunehmend auch draußen beim Spazierengehen. Dazu eignet sich natürlich Trockenfutter gut.
Die einzige Gegenleistung Ihres Hundes: er sitzt ruhig vor Ihnen, während er das Futter entgegennimmt (Sitz = Bitte).
Übung
Wenn Sie Ihren Welpen füttern wollen, behalten Sie zunächst die Futterschüssel in der Hand. Warten Sie, bis Ihr Kleiner schön vor Ihnen sitzt, und geben Sie ihm die ersten Bissen, während er sitzt, mit der Hand. Stellen Sie erst anschließend die Schüssel auf den Boden.
Übung
Wandern Sie ein paar Schritte mit Futter durch die Wohnung. Bleiben Sie immer mal wieder stehen, warten Sie, bis er schön sitzt, und geben Sie ihm ein Häppchen.
2.Name
Auch das Hören auf den Namen kann man aktiv trainieren. Am schnellsten geht das, wenn der Name jedes Mal zuverlässig etwas Gutes ankündigt.
Übung
Sagen Sie den Namen
• und geben Sie sofort ein Futterbröckchen.
• immer mit vergnügter Stimme und freundlichem Gesicht (möglichst nicht beim Schimpfen).
• wenn Ihr Welpe gerade sowieso zu Ihnen rennt (ein „Leckerli“, wenn er bei Ihnen ankommt, schadet nie!).
• wenn Ihr Welpe Sie zufällig anschaut.
3.Kommen
Hier kann man schon von Anfang an im Haus verlässliche Grundlagen für später legen, z.B. indem Sie immer denselben Laut benutzen, um Ihren Welpen zum Essen zu rufen. Eine Pfeife ist empfehlenswert, weil ein Pfeifton immer gleich klingt: neutral, und niemals müde, frustriert oder wütend.
Übung
Ihr Welpe steht vor Ihnen und erwartet das Futter: Pfeifen Sie und stellen Sie anschließend sofort den Napf auf den Fußboden.
Machen Sie diese Übung eine Woche lang jedes Mal, wenn Sie Ihren Welpen füttern. Am besten liegt diese Pfeife in der Küche neben dem Futter, so dass Sie sie beim Füttern immer zur Hand haben.
Nach einer Woche locken Sie Ihren Welpen mit dem Pfiff in die Küche. Wenn er gerannt kommt, geben Sie sofort einen Bissen. Danach können Sie dann noch andere Übungen machen, aber es ist wichtig, dass er sofort, wenn er bei Ihnen ankommt, sein Futterhäppchen bekommt.
Übung
Pfeifen Sie draußen zunächst nur, wenn Ihr Hund gerade zu Ihnen hersieht, und wenn Sie sicher sind, dass er auch kommen wird! Belohnen Sie ihn sofort, wenn er bei Ihnen ankommt.
Die Belohnung sollte bei den ersten Übungen draußen auch wirklich toll sein. Steigern Sie die Anforderungen langsam. Also pfeifen Sie bitte nicht, wenn Sie sehen, dass er sehr abgelenkt ist. Jedes Mal, wenn Sie pfeifen und er nicht kommt, haben Sie geübt: bei Pfiff nicht kommen!
Wichtig:
Benützen Sie die Pfeife zunächst nur im Haus. Erst wenn Ihr Hund jederzeit aus tiefstem Schlaf erwacht und zu Ihnen saust, um sein Futter zu bekommen, be ginnen Sie mit dieser Übung auch draußen!
3.Anfassen lassen
Hunde sind – im Gegensatz zu Menschen und z.B. Menschenaffen – eigentlich nicht zum Anfassen gemacht. Viele erwachsene Hunde lassen sich nicht ohne weiteres überall anfassen oder wehren sich gegen Körperpflegemaßnahmen. Einen Welpen kann man meist noch da - zu zwingen, aber bei einem erwachsenen Hunde geht das möglicherweise nicht mehr. Ein Hund, der von Anfang an die Erfahrung macht, dass es sich gut anfühlt und sogar lohnen kann, wenn die Ohren kontrolliert, die Pfoten befühlt und ins Maul geschaut wird, lässt sich später wahrscheinlich auch ohne Weiteres Zecken entfernen.
Ein Hund sollte von Anfang an lernen, dass es sich lohnt, wenn die Ohren kontrolliert, die Pfoten befühlt und ins Maul geschaut wird.
5.Berührungen
Bereiten Sie eine solche „Lernübung“ vor, indem Sie ein Schälchen mit kleinen Futterbröckchen in Reichweite stellen. Während Sie mit der einen Hand die verschiedensten Körperteile des Hundes berühren und betrachten, füttern Sie mit der anderen Hand Bissen für Bissen, während
Ihr Hund sich das alles ruhig gefallen lässt. Machen Sie nicht zu lange und überfordern Sie ihn bitte nicht. Gehen Sie in kleinen Schritten vor. Hören Sie auf, bevor
er unruhig wird, und wenden Sie keinen Zwang an.
Zwingen Sie übrigens grundsätzlich weder sich selbst noch Ihren Hund zu Übungen, wenn Sie keine Lust dazu haben. Das Ganze soll Spaß machen!
Übung
Um das Maul zu öffnen, legen Sie zunächst die eine Hand sanft auf die Schnauze und halten mit der anderen Hand das Leckerli vor die Nase. Sobald Ihr Welpe sein Mäulchen aufmacht, legen Sie das Leckerli auf die Zunge, oder, noch besser, schmieren ein bisschen Leberwurst auf die Zunge. Im weiteren Verlauf kann man dann die Nase mit sanftem Zwang festhalten und das Futterbröckchen weiter hinten auf die Zunge legen.
Sagen Sie zusätzlich jedes Mal, während das Maul offen ist, freundlich dasselbe Wort (z.B. „Auf“). Wenn Sie diese Übung ausreichend oft wiederholt haben, wird Ihr Hund dann bei dieser Aufforderung das Maul von selbst aufmachen. Dabei sollte aber auch später auf jeden Fall immer wieder mal etwas Gutes auf seiner Zunge landen.
Es ist wichtig, dass ein Hund lernt, dass eine menschliche Hand an der Schnauze immer
angenehm ist. Von einem Schnauzengriff als Zurechtweisung kann man deshalb nur abraten.
6.Beißhemmung
Unter Beißhemmung versteht man, dass Hunde mit ihren Zähnen vorsichtig umgehen und nicht zubeißen, also keine Verletzungen verursachen. Dieses Verhalten ist jedoch nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Das geschieht zunächst im Umgang mit Mutter und Geschwistern und muss dann in der menschlichen Familie weitergeführt werden. Sobald also ein Welpe im Spiel seine Zähne einsetzt, sollten Sie rasch und eindeutig reagieren: Schreien Sie laut und hoch auf, unterbrechen Sie das Spiel, wenden Sie sich ab und ignorieren Sie ihn für kurze Zeit. Dazu muss er vielleicht kurz in einen anderen Raum (nur wenige Minuten). Das zeigt ihm, dass Sie an so groben Spielen kein Interesse haben. Sorgen Sie allerdings in dieser Situation auch dafür, dass Ihr Welpe nicht allein weiterhin seinen Spaß hat, sonst nützt diese kurze Isolation nichts.
Insbesondere im Zusammenhang mit Kindern ist wichtig, diese Dinge unter Aufsicht zu üben, sonst entwickelt sich leicht ein Jagdspiel. Das hätte das genaue Gegenteil zur Folge: Das Verhalten verschlechtert sich weiter.
Schreien Sie auch jedes Mal laut auf, wenn Ihr Welpe nur auf Kleidungsstücke beißt, wo Sie nichts spüren. Er muss lernen, mit Menschen immer
vorsichtig zu sein. Er darf nicht die Bot - schaft bekommen: Haut: Zähne dürfen nicht dran. Jackenärmel: da darf man fester beißen. Vielleicht sind Sie ja doch mal unter dem Stoff an der Stelle, wo er seine Zähne fester einsetzt, und das könnte höchst unangenehm werden. Ziehen Sie bei diesen Übungen keinesfalls Ihre Hand weg, das reizt zum Nachschnappen.
Erst nach einer kurzen Pause darf wieder weitergespielt werden. Die Aufforderung dazu sollte aber von Ihnen ausgehen. Wenn Sie sowie alle anderen Familienmitglieder so vorgehen, wird der Welpe seine Zähne zunehmend vorsichtiger einsetzen und schließlich ganz damit aufhören. Er lernt mit der Zeit: wer zu grob ist, verliert seine Freunde und der Spaß hört auf.
Eine gute Beißhemmung bedeutet nicht, dass dieser Hund garantiert nie in seinem Leben jemanden beißen wird. Sie bedeutet, dass ein solcher Hund nicht unbeabsichtigt und aus Versehen Verletzungen verursacht. Die Beißhemmung sorgt für angemessenen Umgang mit Freunden und Bekannten. In ernsthaften Auseinandersetzungen kann allerdings trotzdem richtig zugebissen werden.
7.Hochspringen
Das Hochspringen von Hunden ist entwicklungsgeschichtlich bedingt. Junge Wölfe, die ihre Mutter begrüßen, versuchen, an deren Mundwinkel zu gelangen, diese anzustupsen und zu lecken. Das veranlasst die Wölfin, das Futter, das sie erjagt und im Magen zum Bau getragen hat, wieder hervorzuwürgen. Aus diesem Verhalten, das das Kind der Mutter gegenüber zeigt, entwickelt sich ein Begrüßungsritual, das zeitlebens angewendet wird. Auch Hunde zeigen dieses „kindliche“ Verhalten. Es dient als freundlich gemeinte Begrüßung und auch als Beschwichtigungsgeste: es heißt sozusagen: ich bin ein Kind, tu‘ mir nichts.
Da dieses Verhalten angeboren ist, versuchen Welpen es auch Menschen gegenüber zu zeigen. Sie versuchen, an das menschliche Gesicht zu gelangen, um die Mundwinkel zu lecken – eine freundliche Geste der Unterordnung. Schimpfen ist eine wenig geeignete Gegenmaßnahme. Je mehr Sie schimpfen, desto mehr springt Ihr Hund hoch und versucht, Ihre Mundwinkel zu lecken, um Freundlichkeit zu signalisieren und Sie zu beschwichtigen. Auch Wegschieben nützt nicht viel, weil sich daraus für Ihren Hund ein Spiel entwickelt, mit dem er Ihre Aufmerksamkeit erringen kann. Ganz ohne es zu wollen, trainiert man so seinen Hund, hochzuspringen.
Wie geht es besser?
Bleiben Sie einfach reaktionslos stehen, wenn Ihr kleiner Hund an Ihnen hochspringt. Reden Sie nicht mit ihm und schauen Sie ihn auch nicht an. Beobachten Sie ihn aus dem Augenwinkel. Wenn er sich irgendwann mehr oder weniger zufällig hinsetzt, bücken Sie sich sofort, geben ihm ein Hundebonbon und loben und streicheln ihn. Sobald er aufsteht oder wieder hochspringt, hören Sie sofort mit Loben und Streicheln auf. Sie können sich auch zusätzlich sogar abwenden. Sobald er wieder sitzt, darf wieder gelobt und belohnt werden. Alle Familienmitglieder und auch Besucher sollten sich so verhalten. Ein Welpe hat nach wenigen Wiederholungen dieser Übung gelernt, dass es sich lohnt, aufmerksam vor Ihnen zu sitzen anstatt hochzuspringen. Er weiß, Sie sind leicht erziehbar:
Er hat Ihnen beigebracht, ihn zu belohnen, sobald er sich hinsetzt.
9.Alleinsein
Welpen laufen einem normalerweise auf Schritt und Tritt hinterher – denn ein Welpe, der verlassen wird, würde in der Natur nicht lange überleben.
Deshalb muss er auch so furchtbar laut heulen, wenn Sie ihn alleine lassen, denn nach seinem Verständnis kann das nur ein Irrtum sein. Hunde, die zu früh alleine bleiben müssen, bekommen solchen Stress, dass sie Möbel zerkauen, Tapeten von der Wand reißen und das ganze Haus verwüsten. Wenn ein Hund dieses Verhalten erst einmal zeigt, ist es sehr schwer, ihm diese tiefe Angst wieder zu nehmen und ein häufiger Grund, weshalb Hunde später wieder abgegeben werden.
Wenn man es richtig macht und dem Hund erlaubt, sich in seinem neuen Zuhause erst einmal sicher zu fühlen, bevor man ihn alleine lässt, lernt jeder Hund, dass seine Verzweiflung gar nicht nötig ist und Sie bald wieder kommen.
Alleine bleiben muss man üben, wenn er alt genug ist, um eine gewisse Gelassenheit zu wahren. Fangen Sie an, indem Sie ihm einen Kauknochen geben und dann, wenn er sich entspannt damit beschäftigt, den Raum zu verlassen und bei geschlossener Tür im Bad herumzurumoren. Oder in der Küche. Wenn er vor der Tür weint, öffnen Sie die Tür erst, wenn er eine Jammer-Pause macht. Gehen Sie ohne ihn zum Briefkasten und machen Sie keinen Begrüßungsaufstand, wenn Sie wieder zur Tür hereinkommen: Sie waren ja nur ein paar Minuten weg!
Sobald er diese kurzen Abwesenheiten akzeptiert, verlängern Sie die Phasen ein wenig. Geben Sie ihm vorher ein Futterspielzeug, das Sie z.B. mit Hundekeksen oder etwas Frischkäse befüllen, damit Ihr Weggehen nicht so furchtbar wichtig ist. Schleichen Sie sich niemals aus dem Haus, sondern verabschieden Sie sich im immer gleichen, neutralen Tonfall. Je häufiger Sie üben, desto weniger wird ihm das alleine Bleiben etwas ausmachen.
Die landläufige Meinung, dass Hunde kein Zeitgefühl haben und stundenlang alleine ausharren können, wenn sie auch eine halbe Stunde schaffen, stimmt übrigens nicht:
Im Gegenteil wissen Hunde ja auch ganz genau, wann Fütterzeiten sind, wann das Kind üblicherweise von der Schule kommt, etc.
Welpen sollten vor allem in den ersten Nächten nicht allein gelassen werden.
Alleinbleiben muss in den folgenden Wochen erst langsam gelernt werden. Zu Beginn ist es erforderlich, dem jungen Lebewesen zunächst einmal das Gefühl zu geben, dass es gut aufgehoben ist. Dazu gehört die Erfahrung, dass Schutz, ganz besonders nachts im Dunkeln, in erreichbarer Nähe ist.
Am besten richtet man eine Schlafstelle her, die sich dicht neben dem eigenen Bett befindet
und die man mit dem Geruch der Mutter ausgestattet hat. Das geht mit einem Handtuch aus der Wurfkiste das man dann bei der Übernahme des Welpen mitnimmt. Mit diesem Handtuch in seinem Nest und Mutters Duft in der Nase schläft der Welpe dann beruhigt ein – und gewöhnt sich gleichzeitig an den Geruch seiner neuen Familie.Nach ein paar Tagen kann dann das alte Handtuch ohne weiteres entfernt werden.
10.Stubenreinheit
Immer wieder sind wir schockiert, wenn wir Sachen lesen oder hören, wie:
„Ich habe einen Welpen gekauft und der ist nicht mal stubenrein. Was für ein schlechter Züchter!“
Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Solch sachliches Unverständnis bei einem Menschen, der sich einen Welpen zulegen möchte ist in unseren Augen inakzeptabel! Wenn ich mir einen Hund zulegen möchte, egal welche Rasse, dann informiere ich mich vorher über alles was mit diesem LEBEWESEN zu tun hat, das liegt einfach in meiner VERANTWORTUNG. Ein Welpe ist erst ab etwa der 16.ten Woche in der Lage seine Blase und seinen Darm zu kontrollieren. Welpen kommen meistens mit 8 – 12 Wochen in ihr neues Zuhause, wie soll ein Züchter etwas leisten können, das von Natur aus gar nicht gegeben ist?
Routine ist alles Je kleiner der Hund, desto kleiner seine Blase. Die Blase eines Welpen ist dementsprechend sehr, sehr klein, und eine Blasenmuskulatur zum „Anhalten“ muss sich erst im Laufe der Zeit entwickeln. Ihn also dafür zu bestrafen, wenn er ins Haus macht, bringt überhaupt nichts, außer dass er anfängt, sich vor Ihnen zu fürchten. Es liegt allein an Ihnen zu erkennen, ob und wann der Hund nach draußen muss, um ihn dann sofort nach draußen zu bringen, und zwar möglichst immer an die gleiche Stelle, damit er seinen Geruch wieder erkennt.
Ein acht Wochen alter Welpe kann im Wachzustand normalerweise ca. eine bis eineinhalb Stunden „aushalten“. Im Alter von drei Monaten schafft er schon zwei bis drei Stunden (außer, Ihr Welpe tobt und spielt, wacht gerade auf, hat gerade gefressen oder getrunken). Selbst erwachsene Hunde müssen sich durchschnittlich mindestens viermal am Tag lösen.
Bringen Sie Ihren Welpen immer nach draußen, wenn
☞ er gerade aufgewacht ist ☞ er gerade gefressen und/oder getrunken hat
☞ er sie gerade fröhlich begrüßt
☞ er gerade irgendwo gespielt hat und nun mit deutlichen „Suchsignalen“ woanders hin spaziert
☞ er kleine Kreise zieht und auf dem Boden schnüffelt
☞ er gerade wild getobt hat
Behalten Sie Ihren Welpen immer im Blick, damit Sie sofort sehen, wenn er anfängt, sich einen Toilettenplatz zu suchen, nehmen Sie ihn dann hoch und tragen ihn schnell nach draußen auf seinen angestammten Toilettenplatz. Gehen Sie lieber zu oft als zu selten mit ihm nach draußen und verknüpfen Sie sein „Geschäft“ mit einem Wort, wie „Gassimachen“ o.ä., damit er später, wenn Sie mal auf Reisen sind, er unkonzentriert oder nervös ist, gleich weiß, was Sie von ihm wollen.
Nach einiger Zeit hat der Welpe verstanden, dass das Haus keine Toilette ist, und wird von sich aus zur Garten- oder Haustür laufen, wenn er „mal muss“.
Erziehung und Beziehung Tipps für die ersten Wochen mit Hund
Wenn es im Haus ein Malheur gibt (und darauf können Sie sich ruhig schon mal gefasst machen), reinigen Sie die Unfallstelle gründlich mit einem Enzymreiniger aus dem Zoofachhandel, damit wirklich keine Gerüche zurück bleiben, die den Welpen auf den Gedanken bringen könnten, hier sei ein gemütlicher, warmer und zugfreier Toilettenplatz.
Schon in der ersten Nacht kann man den Grundstein dafür legen, dass der neue Hausgenosse schnell stubenrein wird. Sie können entweder warten, bis der Kleine unruhig wird oder sich aber den Wecker stellen und nach etwa drei Stunden Schlaf den Welpen wecken. Gehen Sie kurz mit ihm hinaus, damit er sein Geschäftchen machen kann. Dafür wird er ruhig
gelobt. Gehen Sie ohne viel Aufhebens wieder schlafen. Das Ganze wird nach drei oder vier Stunden wiederholt.
Missgeschicke sollten möglichst vermieden werden. Jedes Mal, wenn ein Geschäftchen an der falschen Stelle gemacht wird, hat der Welpe sozusagen die Gelegenheit gehabt, ein unerwünschtes Verhalten zu üben und ist sogar dafür belohnt worden: Er hat sich hier an dieser Stelle erleichtern können – ein angenehmes Gefühl.
Wer nun daraus schließt, dass eine Strafe in diesem Augenblick dem Erlernen der Stubenreinheit dienen würde, täuscht sich leider. Durch Schimpfen, Mit-der-Nase-reinstupsen, Mit- einer-Zeitung-schlagen oder gar Am-Nackenfell-schütteln lernt der Welpe vor allem eins: Lass dich nicht dabei von Herrchen oder Frauchen erwischen, die werden da manchmal so unangenehm. Der Welpe versucht dann, sein Geschäft unbeobachtet und heimlich zu erledigen. Das erschwert das weitere Training.
Wie geht es am besten?
Beobachten Sie Ihren neuen Hausgenossen gut. Meist zeigen Welpen durch suchendes Herumwandern, dass sie eine Stelle suchen, die sich für ihr Vorhaben eignet. Nehmen Sie den Kleinen dann schnell und sanft
hoch und tragen Sie ihn dahin, wo er sich lösen soll. Bleiben Sie bei ihm, bis er fertig ist, und loben Sie ihn dann für sein Verhalten. Wenn Sie jedes Mal, während er sich löst, ein bestimmtes Wort sagen, erfolgt eine Verbindung zwischen diesem Wort und dem gezeigten Verhalten. Wenn man das regelmäßig macht, dann wird später – nach vielen Wiederholungen – dieses Wort das gewünschte Verhalten zuverlässig auslösen.
Geben Sie Ihrem Welpen zunächst häufig die Gelegenheit, sich zu lösen – nach dem Spielen, nach dem Fressen und nach einem Nickerchen. Sie können das tagsüber auch von vornherein stündlich tun. Übrigens: morgens bleibt erfahrungsgemäß keine Zeit für Sie um vorher zu duschen oder zu frühstücken – solange kann ein Welpe noch nicht warten
Wichtig: Immer dasselbe Wort, in dem Augenblick, in dem er sich löst – nicht vorher!
11.Grundsätzliches
• Welpen werden schon früh auf den Untergrund geprägt, auf dem sie sich lösen. Es kann also sein, dass ein Welpe zunächst Schwierigkeiten hat, den Untergrund zu akzeptieren, der ihm in Ihrer Umgebung zur Verfügung steht, weil beim Züchter etwas anderes angeboten wurde.
• Welpen können Blase und Schließmuskel nicht von Anfang an zuverlässig kontrollieren.
• Welpen brauchen einen ruhigen, ungestörten Platz. Zuviele Umweltreize, ob angenehm oder beunruhigend, lenken in diesem Augenblick von der eigentlichen Aufgabe ab und sind daher ungünstig. Bei manchen Hunden gilt das auch für schlechtes Wetter oder Kälte.
• Wenn Sie Ihren Welpen nicht dauernd im Auge behalten können, dann sollten Sie auf andere Art dafür sorgen, dass er keine Fehler machen kann. So könnte man ihn z.B. daran gewöhnen, sich in Ruhezeiten gern in einem Laufstall oder einem Transportkorb aufzuhalten (Welpen sollten übrigens grundsätzlich einen Platz haben, an dem sie ungestört ruhen können).
• Haben Sie Geduld mit Ihrem Welpen. Glauben Sie bitte nicht, er mache irgendetwas falsch, um Sie zu ärgern. Alles muss geübt werden und braucht einfach seine Zeit, auch das Erlernen der Stubenreinheit.
12.Im Umgang mit fremden Menschen, Artgenossen und anderen Tieren
Damit ein Hund entspannt mit seiner ganzen Umwelt umgehen kann, muss er rechtzeitig gute
Erfahrungen
mit dieser Umwelt machen. Bei der Gewöhnung an Umweltreize wie Straßenbahn, Auto, Stadtlärm und Staubsauger, laute Geräusche und Müllabfuhr spricht man von Habituation. Als Sozialisation
bezeichnet man, wenn sich dieser Lernvorgang auf Lebewesen bezieht wie rennende und kreischende Kinder, große und kleine Menschen der unterschiedlichsten Hautfarbe, verschieden aussehende Hunde in allen Größen und Farben sowie andere Tiere. Ein Welpe lernt dann, sich richtig zu verhalten, wenn er die richtigen Erfahrungen macht.
Ein Welpe lernt dann, sich richtig zu verhalten, wenn er die richtigen Erfahrungen macht
Der richtige Umgang mit fremden Menschen, anderen Hunden und anderen Tieren wird durch den richtigen Umgang mit fremden Menschen, anderen Hunden und anderen Tieren erlernt. Das hört sich lächerlich an, oder? Genaugenommen ist es das aber nicht.
Wichtig:
Es gibt keinen „Welpenschutz“. Im Umgang mit anderen Hunden ist ein Welpe dann geschützt, wenn er die richtigen Verhaltensweisen zeigt. Das gilt aber nur, wenn der andere Hund gut sozialisiert ist.
Grundsätzlich ist also nicht irgendein
Hundekontakt wichtig, sondern Kontakt mit sozial kompetenten Hunden, die keine Angst machen, sondern zeigen, wie es richtig geht. Ein Welpe soll nicht irgendwelche
Menschen kennen lernen, sondern solche, an denen er er fährt, dass Menschen nicht gefährlich sind und Angst machen, sondern dass man ihnen vertrauen kann. Suchen Sie also Kontaktmöglichkeiten für Ihren Hund, in denen die Voraussetzungen für die wünschenswerten Erfahrungen gut sind. Bei Menschen empfiehlt es sich, möglichst viele angenehme Kontakte herzustellen. Auch hier kann gut über Futter gearbeitet werden. Dazu kann man entweder den eigenen Welpen in der Anwesenheit von fremden Menschen selbst aus der Hand füttern, oder ihn von diesen Menschen füttern lassen. Diese zweite Vorgehensweise widerstrebt aus verschiedenen Gründen vielen Menschen. Es ist aber nicht schwer, einem Hund dann später beizubringen, dass er Futter nur mit Erlaubnis annehmen darf. Zuerst ist wichtig, dass ein Hund lernt: Die Annäherung unbekannter Menschen ist nicht gefährlich, sondern sogar angenehm.
Welpe und Mensch können in einer Welpengruppe unter sachkundiger Anleitung das Nötige lernen und üben.
Am Besten wird das Nötige – insbesondere der Umgang mit anderen Hunden – in einer guten Welpengruppe unter sachkundiger Anleitung gelernt und geübt.
13.Woran erkennt man eine gute Welpengruppe?
Welpenkurse
Hunde wissen nicht „von Geburt an“, wie man sich anderen Hunden gegenüber verhalten soll – so, wie Menschen ja auch nicht „von alleine“ wissen, wie man sich anderen Kindern, Teenagern, Erwachsenen und Menschen aus fremden Ländern gegenüber benimmt.
Auch Hunde lernen gute hündische Umgangsformen vor allem im Umgang mit anderen Hunden.
Ihr Welpe muss also andere Hunde und Welpen kennen lernen - aber eher nicht auf der Hundewiese im Park, wo Sie das Ergebnis und die anderen Hunde nicht kontrollieren können, sondern möglichst in einem Welpenkurs.
Welpen spielen ganz anders miteinander als mit erwachsenen Hunden. Umgekehrt benehmen sich auch erwachsene Hunde mit Welpen meistens anders, als im Umgang mit ebenfalls erwachsenen Hunden. Tut ein Welpe einem anderen Welpen weh, zwickt der empört zurück oder kreischt los, während ein erwachsener Hund sich von einem Welpen viel gefallen lässt und höchstens aufsteht und das Weite sucht:
Beißhemmung lernt man als junger Spund auf diese Weise nicht.
Aber ein Welpe, der im Spiel von einem gleichaltrigen Hund zu fest ins Ohr gebissen wird, merkt schnell, wie unangenehm das ist, und dass zu festes Beißen ein Spiel gewöhnlich ziemlich schnell beendet.
In einem guten Welpenkurs lernen Welpen, mit anderen Welpen zu spielen und umzugehen - auch mit anderen Welpen anderer Rassen und unterschiedlichen Größen. Die sehen nicht nur ganz verschieden aus, sondern unterscheiden sich auch in der Art, wie sie spielen – Windhunde spielen völlig anders als Schäferhunde, die wiederum ganz anders spielen als Möpse, die (begleitet von begeisterten, aber irritierenden Schnauf- und Grunzgeräuschen) wiederum anders spielen als Spaniel oder Dackel.
Der Grund, warum sich Hunde mit „ihresgleichen“ so gut verstehen ist der, dass andere Spaniel oder andere Salukis eben das waren, was sie als allererstes kennen lernten. Wohl dem, der frühzeitig „fremdsprachliches“ Spielen gelernt hat – dem steht ein Leben voller Vergnügen, wilder Hundespiele und nur wenig Missverständnissen bevor.
Woran Sie einen guten Kurs zur Sozialisierung von Welpen erkennen:
☞ An einem guten Welpenkurs nehmen nur Welpen bis 16 Wochen teil. Danach sind sie nämlich Junghunde, die ganz andere Bedürfnisse und ganz andere Arten von Unsinn im Kopf haben als Ihr Kleinkind.
Optimal ist sogar eine Unterteilung in zwei Gruppen hinsichtlich des Alters: ca. 8. bis 12. Woche und 13. bis 16. Lebenswoche. Diese Aufteilung ermöglicht eine individuelle Entscheidung, wo welcher Hund am Besten passt.
☞ Die Zahl der teilnehmenden Welpen ist möglichst eingegrenzt - je nach Größe des Geländes und Zahl der Trainer.
Welpenkurse sollten von Trainern geführt werden, die sich mit dem Verhalten unterschiedlicher Rassen auskennen und sich mit den so genannten Lerntheorien und der Entwicklung von Hunden beschäftigt haben.
☞ In einem guten Welpenkurs werden die Welpen nicht ungebremst aufeinander los gelassen. Ihr Spiel wird gelenkt und wenn nötig abgebrochen. Der Trainer sollte den Hundebesitzern das Verhalten der Welpen ausreichend erläutern.
☞ In einem guten Welpenkurs lernen Sie vom Trainer, was gutes Timing ist, um dem Welpen Grenzen zu setzen, wenn nötig einzugreifen, oder zu erkennen, wann der junge Hund genug hat.
☞ In einem guten Welpenkurs werden keine Strafen eingesetzt und natürlich keine Kettenwürger u.ä. Es werden regelmäßig Pausen eingelegt, weil
Welpen nur eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne haben.
Jeder Hund reagiert anders, also achten Sie auf die Signale Ihres Hundes: Wenn er beginnt, die anderen Hunde zu meiden, dauernd versucht, sich hinzulegen oder anfängt, um sich zu schnappen, sobald andere Welpen sich nähern, geben Sie ihm Zeit, sich entfernt von den anderen Hunden ein wenig auszuruhen.
☞ Bällebad, Tunnel, Welpensteg, Wackelbrett und Planen kommen in guten Hundeschulen oft zum Einsatz. Die Welpen lernen bisher fremde Geräusche kennen und werden mit unbekannten Reizen konfrontiert.
☞ Ein Trainer ist für höchstens 6 Welpen zuständig.
☞ Sie lernen den Umgang mit Artgenossen, sie lernen die belebte und unbelebte Umwelt in angenehmer Weise und ohne Stress kennen.
☞Mobbing wird nicht zugelassen, da die betroffenen Welpen durch eine solche Erfahrung nichts Gutes lernen: der „Gemobbte“ wird verunsichert, der „Mobber“ übt unerwünschtes Verhalten. Wenn ein Welpe durch einen oder mehrere andere bedrängt und / oder gejagt wird, werden die Tiere getrennt. Dazu wird der „Mobber“ aufgehoben und ruhig – ohne Bestrafung – weggesetzt.
☞Herrchen und Frauchen lernen, wie sie ihren kleinen Hund am besten an Treppen, die Straßenbahn, den Tierarztbesuch, an fremde, ungewöhnlich aussehende Menschen und vieles mehr gewöhnen können.
☞ Handgreifliche Bestrafungen wie z.B. Schütteln am Nackenfell, auf den Rücken werfen (Alpharolle), Leinenruck und Ähnliches werden weder empfohlen noch angewendet.
☞ Fachwissen wird nicht nur in mündlicher, sondern auch in schriftlicher Form an die Teilnehmer weiter gegeben.
Der rechtzeitige Kontakt mit anderen Hunden ist unerlässlich, um Verhaltensauffälligkeiten vorzubeugen.
14.Pubertät
Sobald Ihr Hund in die Pubertät kommt, ist möglicherweise schon wieder alles ganz anders: Es ist durchaus möglich, dass Ihr Teenager Sie nur noch mit leerem Blick ansieht, wenn Sie zu ihm „Sitz“ oder „Komm“ sagen, obwohl er das bisher doch wunderbar beherrscht hatte. Das Problem ist das gleiche wie bei menschlichen Teenagern: Die hormonellen Umstrukturierungen im Teenager-Gehirn sorgen für so erhebliche Umbauten, dass es schlicht nicht „normal“ funktionieren kann. Machen Sie sich keine allzu großen Sorgen: Wenn Sie konzen- triert bei der Sache bleiben, wird Ihr Hund irgendwann wieder so gut gehorchen wie früher.
15.Kinderkrankheiten
Für viele Menschen stellt sich hier die Frage nach ansteckenden Krankheiten. Beim Kontakt mit anderen Hunden könnte sich ein Welpe alle möglichen Krankheiten holen!
Grundsätzlich ist das natürlich richtig. Ebenso wie Kinder viele Kinderkrankheiten aus dem Kindergarten mitbringen, können sich Welpen sowohl beim Spazierengehen als auch beim direkten Kontakt mit anderen Hunden mit Infektionskrankheiten und auch Parasiten anstecken.
Was also ist empfehlenswert?
Zum Glück kann man der Gefahr von Erkrankungen vorbeugen. Das durchaus reale Risiko einer Infektion wird minimiert, wenn die erforderlichen Impfungen gegen Staupe, Leptospirose, Hepatitis, Parvovirose und Zwingerhusten zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden.
Welpen, die nicht
rechtzeitig in ihrem Leben
die erforderlichen Erfahrungen machen, sind später den Anforderungen der Umwelt nicht gewachsen und reagieren unangemessen, z.B. mit Panikattacken, aggressivem Verhalten oder auch Stresserkrankungen. Derartige Verhaltensauffälligkeiten sind bei mangelhafter Sozialisierung unausweichlich. Sie können nur mit hohem Aufwand und manchmal leider überhaupt nicht mehr rückgängig gemacht werden. Daher ist rechtzeitiger Kontakt mit anderen Hunden unerlässlich.
Der rechtzeitige Kontakt mit anderen Hunden ist unerlässlich, um Verhaltensauffälligkeiten vorzubeugen
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16.Das Erlernen von Kommandos
Während die grundlegenden Gefühlsreaktionen sich in den ersten Lebenswochen entwickeln und gelernt werden, kann ein gesunder Hund Hör- und Sichtsignale, sogenannte Kommandos, zu jeder Zeit in seinem Leben lernen. Auf das „Wie“ hier genauer einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Am Ende der Broschüre wird eine Reihe weiterführender Bücher angeführt.
Ich möchte in diesem Zusammenhang jedoch auf Folgendes aufmerksam machen: Damit ein Hund eine bestimmte Handlung auch wirklich richtig und zuverlässig ausführen kann, muss dieses Verhalten an vielen verschiedenen Stellen unter den verschiedensten Bedingungen ausreichend oft geübt worden sein. „Sitz“ muss z.B. in der Küche geübt werden, im Flur, im Park mit wenig Ablenkung, am Straßenrand usw. Auch die Körperhaltung des Besitzers und das Üben mit verschiedenen Menschen gehören in diesen Bereich. Je nach Schwierigkeit der Aufgabe muss ein bestimmtes Verhalten daher immer wieder unter den verschiedensten Umständen geübt werden – insgesamt evtl. mehrere tausend Mal!
Das liegt daran, dass Hunde leider nicht gut verallgemeinern können.
Wenn Ihr Hund also etwas, was Sie von ihm fordern, nicht tut, stellen Sie sich die beiden fol genden Fragen: Wie oft habe ich das mit ihm schon geübt (mindestens mehrere 100 Mal)?
Haben wir es unter genau diesen Umständen, mit genau dieser Ablenkung, schon geübt (ja)?
Wenn Ihre Antworten anders lauten würden, heißt es: mehr Üben, und Geduld. Eine Strafe jedenfalls hätte Ihr Hund auf keinen Fall verdient. Denken sie einfach zurück an Ihre eigenen Erfahrungen in der Fahrschule. Das hat auch seine Zeit gedauert.
17.Korrekturen
Zur Erziehung gehört dazu, unerwünschtes Benehmen auch zu korrigieren. Grenzen setzen ist wichtig. Jede Mutter tut dies, wenn ihr etwas zu viel wird, jedes Kind muss lernen, Grenzen zu akzeptieren, jede gute Partnerschaft lebt davon, dass man die Grenzen des anderen wahrnimmt und respektiert.
Manch „schlechtes Benehmen“ lässt sich ohne großes Aufhebens einfach ignorieren:
Wenn Ihr Welpe versucht, Sie anzuspringen, drehen Sie sich schnell weg und dem Hund den Rücken zu. Beugen sich erst zu ihm herunter, um ihn zu streicheln oder zu begrüßen, wenn er (mal kurz) alle vier Füße auf dem Boden hat. Wenn Sie ihn ignorieren, nehmen Sie ihm das weg, was er ja dringend wollte: Ihre Aufmerksamkeit.
Wenn er allerdings gerade im Begriff ist, das Familienkaninchen oder Ihre Stradivari anzunagen, kann man das nicht einfach ignorieren. Hierfür müssen Sie ein Wort etablieren, das dafür sorgt, dass der Welpe das, was er tut, unterbricht. „Nein“ ist möglicherweise nicht das richtige Wort, weil man es den ganzen Tag lang in viel zu vielen, unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet, und damit seine Bedeutung für den Hund „aufweicht“. „Lass` das!“ ist vielleicht eine gute Alternative, oder Sie denken sich ein Fantasie-Wort aus, das nur dann verwendet wird, wenn Sie möchten, dass der Hund etwas unterlässt.
Ein im richtigen Moment eingesetztes „Lass’ das!“ wird den Welpen zumindest unterbrechen, wenn er gerade Ihre Schuhe schreddert. Sie brauchen nicht einmal die Stimme erheben, sondern ihn nur mit festem Ton ansprechen und den Gegenstand entfernen,
den er in Ruhe lassen soll.
Manche Hunde sind allerdings etwas unempfindlicher, was ein „Lass’ das!“ betrifft – dann darf man sie auch mit dem Finger antippen, verbunden mit einem klaren, strengen „Lass’ das!“ – aber immer im direkten Zusammenhang mit dem „Vergehen“.
Diskutieren Sie nicht, machen Sie eine Ansage – wir können von Hunden viel lernen, was das richtige Timing betrifft.
Lass’ das! Legen Sie einen Keks auf die Handfläche und halten ihn dem Welpen hin. Möchte er den Keks nehmen, schließen Sie schnell die Hand und sagen „Lass’ das“. Nach kurzer Zeit öffnen Sie die Hand erneut und wiederholen Sie das Spiel. Meist lernen Welpen recht schnell, was „Lass’ das“ bedeutet und werden bald, wenn Sie die Hand öffnen, zur Seite gucken und sich vielleicht über die Nase lecken (das ist eine Art Entschuldigung - man nennt es „Beschwichtigungssignal). Warten Sie ein bisschen und bieten Sie ihm den Keks wieder an mit dem Kommando „Nimm’ es“ (und ab jetzt gibt es Kekse NUR noch mit der Aufforderung „Nimm’ es“).
Wenn dies funktioniert, steigern Sie die Anforderung und legen einen Keks vor sich auf den Boden. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund sich nicht auf den Keks stürzt, sondern stellen Sie sich so hin, dass Sie im Zweifelsfall den Fuß darauf stellen können. Wiederholen Sie diese Übung so lange zuerst zu Hause, und schließlich unter Ablenkung draußen, bis Ihr Hund den Keks so lange nicht anrührt, bis Sie ihn mit „Nimm’ es!“ freigeben.
Das richtige Timing Richtiges Timing ist das A und O in der Hundeerziehung.
Bei Hunden hat man ca. 2 – 3 Sekunden Zeit, um ein erwünsch
tes Verhalten zu bestätigen oder einem unerwünschten Verhalten eine Grenze zu setzen. Alles was danach erfolgt, kann der Hund nicht mehr mit dem vorher gezeigten Verhalten in Verbindung bringen. Im Falle einer Belohnung ist das nicht weiter
schlimm, der Hund wird sich über den „Gratis-Keks“ freuen. Wenn Sie ihm allerdings eine Grenze setzen wollen, ist es sehr wichtig, dass der Hund versteht, was genau Sie nicht wollen – sonst wird er Sie für unberechenbar halten.